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Richtig oder falsch gibt es nicht!

In meinem letzten Beitrag (wenn man seine Freude verloren hat) ging es darum, warum und wie wir uns zu Opfern von Schmerz, Angst, Frust, Erschöpfung ..etc. machen. Es ging auch darum, sich selbst beim Selbstbetrug und Geschichten erzählen zu ertappen. Denn wenn wir dies heraus gefunden haben, können wir erkennen, warum wir Veränderungen aufschieben oder gar nicht erst zulassen. Falls du ihn noch lesen oder hören möchtest, ist „hier“ der Link dazu.

Wenn wir uns nun dabei ertappen, wie wir uns selbst eine Geschichte erzählen, kommen wir schnell an den Punkt uns dafür zu verurteilen. Hätte ich damals diese oder jene Entscheidung anders getroffen, wäre X oder Y nicht passiert. Gern erzählt uns der Kopf auch so was wie: „Bevor ich dies tue, muss jenes erst geschehen“ oder „ich müsste mal….x…und y tun“.

Flashback-Story Finanzdrama

Erinnern wir uns an mein Problem mit dem Finanzamt. Meine Geschichte war, dass ja das unverschämte Finanzamt dafür gesorgt hatte, dass ich nun Schulden hatte und ich finanziell ruiniert war. Als ich mich dabei dann ertappte, dass ich allein an diesem Ärger Schuld hatte, und einfach nur meine Steuererklärung hätte machen müssen wurde ich wütend. Und zwar auf keinen anderen als mich selbst! Ich beschimpfte mich in den charmantesten Varianten. Du blöde Kuh! Versagerin! Hättest du mal… Ich fing an, mich selbst dafür zu verurteilen, dass ich damals diese Entscheidung getroffen hatte. Löst es mein Problem? NÖ! Also warum genau soll ich mich jetzt noch mal dabei ertappen, wenn ich mich selbst belüge? Macht ja nur noch mehr Ärger! Ja, aber nur so lange, wie du dich dafür falsch machst! „Was kann denn daran richtig sein?“ wird dein Kopf vielleicht jetzt meckern. „Nun bin ich auch noch sauer auf mich selbst! Danke für gar nichts!“

Wie wäre es, wenn RICHTIG und FALSCH nicht existieren sondern nur ein Programm in deinem Kopf wären? Gewagte Frage, ich weiß!

Ich nehme mein Finanzproblem als Beispiel. Theoretisch wäre es ja „richtig“ gewesen, einfach nur die Erklärung zu machen und schwupp – KEIN Problem heute.  Wieso ist es dann nicht falsch mich dafür anzumotzen? Müsste ich mich nicht dafür verurteilen?

Drehen wir es mal anders herum rum und benutzen eine Frage: Was ist richtig daran, die Steuer nicht gemacht zu haben? Wenn ich daran zurück denke fallen mir tatsächlich viele Gründe ein, auch wenn sie rational nicht erklärbar sind. Ich hatte Angst. Zahlen sind mein großer Albtraum weil mein Gehirn sie verdreht und daraus eine lustige Suppe und macht. Wenn ich an Zahlen denke, bekomme ich einen Knoten in den Kopf und dann fällt mir schmerzlich ein, dass ich Dyskalkulie habe. (Das ist vergleichbar mit Legasthenie für das Schreiben nur eben mit Zahlen) Dieser Umstand verfolgt mich schon mein ganzes Leben und macht es hier und da peinlich und unangenehm. Die Wahrheit war eigentlich, dass ich versucht habe, diese Zahlen zu vermeiden und das so lange, bis sie mich eingeholt hatten. Ich musste teuer für diese Vermeidungsstrategie bezahlen und es ist nicht so, als hätte ich es nicht insgeheim gewusst.

Mit dieser Erkenntnis war meine Wut verraucht und machte einer Art Verständnis für mich selbst Platz. Und es wäre jetzt ein leichtes gewesen, dies nun zu benutzen um mir schön zu reden, dass ich diese Schulden produziert hatte – ich kann ja nix dafür! Bin halt nicht in der Lage dazu. Diese Falle ist sehr verlockend, aber leider nicht ehrlich zu mir selbst. Denn ebenso wie das Finanzamt diese Tatsache wohl nicht interessiert, konnte ich dies als Ausrede nicht hinnehmen, zumal sie auch mein Problem nicht löste. Es geschah aber etwas anderes. Ich hatte nun diese „Angst Fehler zu machen“ in mein Bewusstsein geholt. Nun konnte ich etwas daran verändern. Ich konnte mir die Angst aus allen Blickwinkeln ansehen. Sah, wie sie mich beschämte, mich peinlich berührte und mich sowohl lähmte als auch ärgerte. Es fühlte sich an, als würde man sich nackt vor den Spiegel stellen und jede Falte, jede Rolle, jeder Makel plötzlich sichtbar. Doch schaute ich jetzt nicht mehr weg. Ich wich meinen Gefühlen nicht mehr aus und auch meinem Blick nicht. Und ich verurteilte mich nicht mehr.

Fragen

Plötzlich ging es nicht mehr um richtig oder falsch. Es ging darum, dass ich einfach nur anerkannte, was ich getan hatte. Unabhängig von richtig oder falsch. Ich sah, dass ich und nur ich dies ändern kann. Es ging nicht mehr um Schuld sondern nur um die Fragen:

KANN ICH ES VERÄNDERN?

WIE KANN ICH ES VERÄNDERN?

WEN ODER WAS KANN ICH MEINEM LEBEN HINZUFÜGEN, DER/DIE MIR DABEI HELFEN KÖNNTE?

Die Antworten lagen mal wieder näher als ich es geglaubt hatte, doch ohne die Fragen wäre ich nicht darauf gekommen. Und sie schossen mir auch nicht sofort in den Kopf.
Mir wurde klar, dass ich absolut keinen Überblick über jegliche Finanzen mehr hatte und so auch niemanden fragen konnte, mir dabei zu helfen. Ich habe jedoch einen sehr zuverlässigen und vertrauenswürdigen Berater an meiner Seite, der mir seit Jahren immer sehr geholfen hat.
Die letzten Jahre hatte er nur wenig Chancen mir zu helfen, weil ich ihn nicht mehr gefragt hatte. Innerhalb von wenigen Tagen, zwei Telefonaten und einem Termin war der Keks gegessen. Ich sortierte zum ersten Mal seit 2 Jahren meine Finanzen wieder, machte eine Übersicht über meine Einnahmen und Ausgaben (machte meine Steuer nach) und das mit Menschen, die schon die ganze Zeit da gewesen waren! Ich hätte sie nur fragen müssen. Bis ich aufgehört hatte mich um das Zeug zu kümmern hatte ich die beiden auch immer gefragt. Ich hatte sie nur vergessen und alles weg geschoben.  Warum? Mein Geschäft war damals nach und nach eingebrochen und es war mir peinlich, das vor mir und anderen einzugestehen. Ich hatte Angst vor „blöden“ Ratschlägen, die in Wahrheit aber niemals kamen. Auch jetzt kamen sie nicht. Sondern Hilfe. Und da lag auch eines meiner großen Themen, die ich hasste. Andere Menschen um Hilfe fragen war bis dahin mein persönlicher Horror.

Ich schaffe alles allein.

Ich brauche niemanden.

Niemand kann es so wie ich es mache.

Dann bist du nichts schuldig.

Dann weiß ich auch, dass es richtig gemacht wurde.

Diese Erkenntnis donnert in meinem Kopf und ich musste über meine eigene Arroganz lachen. Was man sich alles für eine Scheiße erzählen kann um richtig und/oder falsch zu sein.

Waren diese Aussagen wahr? NEIN

Konnte ich es verändern? JA, sofort!

Wen konnte ich hinzufügen? Diverse Menschen, die eh schon da waren.

Von einem Moment auf den anderen war alles gedreht. Denn plötzlich war an der ganzen Story alles richtig. Meine Moral von der Geschichte: Ich durfte lernen, dass ich um Hilfe bitten darf und ich nicht alles allein machen muss. Lernen hinzuschauen und sich seinem eigenen Bullshit zu stellen ist nicht immer leicht und manchmal braucht es einen Blick von außen und jemand der/die die richtigen Fragen stellt. Wenn du glaubst, dass ich für dich die richtige sein könnte sende mir einfach eine E-Mail über das Kontaktformular mit deinen Daten und wir schauen, was möglich ist.

Das richtig/falsch Thema wird sicherlich noch an vielen Stellen in diesem Blog wieder auftauchen und wenn du Lust hast, nehme ich dich gern wieder mit in eine andere Flashbackstory.. Bis dahin..

Alles Liebe

Die Elke

 

Elke Daun
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